Camellia sinensis - Die Teepflanze

Camellia sinensis

Die Teepflanze
Leider gibt es in der deutschen Sprache eine unklare Definition zu Tee. Unter diesen Begriff fallen auch Kräuter- und Früchteaufgüsse, was zu vielen Missverständnissen führt. Im Englischen und Französischen ist das präziser definiert. Hier spricht man von ‚Herbal Infusions’ oder ‚Tisane’, wenn es sich um Aufgüsse von anderen Pflanzen handelt als eben der Teepflanze Camellia sinensis. Wie schon der Name verrät, handelt es sich um eine Kamellie, die im südlichen Grenzgebiet des heutigen Chinas beheimatet ist. Geerntet werden die frischen Austriebe der Blätter. Wie viele Blätter kann variieren, je nachdem welche Teequalität produziert wird. Alle Teesorten wie roter Tee (im Westen sagt man dazu Schwarztee), grüner Tee, weißer Tee, gelber Tee, Wu Long Tee (bei uns Oolong) und Pu-Erh Tee werden von der gleichen Pflanze hergestellt. Neben der Verwendung der Blätter für den Aufguss als Getränk, wurden und werden die Blätter von den indigenen Stämmen im Ursprungsgebiet auch gerne als Gemüse verzehrt.

Das Ursprungsgebiet
Endemisch ist die Camellia sinensis in der Bergregion des heutigen Südchinas, nördlichen Vietnams, Laos und Myanmar. Dies ist das Siedlungsgebiet vieler sino-tibetischer Ethnien, die wohl als Entdecker der Teepflanze gelten können. Die meisten der bis heute populären Teesorten gehen auf Produktionsweisen dieser Stämme zurück. Beim ‚Dian Hong’ genannten roten Tee (im Westen ‚schwarzer Tee’) deutet der Name schon klar auf den Ursprung. Das Königreich Dian (700 v. Chr. bis 100 n. Chr.) war ein Zusammenschluss der sino-tibetischen Stämme, um sich gegen die Expansionsbestrebungen der Han-Chinesen zu wehren. Was ihnen auch 800 Jahre gelang. Auch heute noch hat die Teepflanze in diesen Regionen eine kultische Bedeutung. Die jahrtausendealten Herstellungsverfahren werden in vielen Dörfern heute noch fortgeführt, wie zum Beispiel die Fermentation von Teeblättern zu Pu-Erh-Tee.

Wie die Pflanze sich verbreitet
Im fünften Jahrhundert begannen buddhistische Mönche ihre Wanderung, um die Lehre des Gautama zu verbreiten. Ihr Weg führte sie vom Norden Indiens nach Osten in die Berge an Chinas südliche Grenze. Offenbar trafen sie dort auf die sino-tibetischen Stämme, denn viele der Stämme sind bis heute Buddhisten. Dort lernten sie wohl auch den Wert der Teepflanze kennen, denn fortan pflanzten sie, wo immer sie ein Kloster gründeten, einen Teegarten. Auf diesem Weg verbreitete sich die Pflanze zuerst im chinesischen Kaiserreich, dann auf der koreanischen Halbinsel und etwas später in Japan. Bis sich die britischen, holländischen und deutschen Kolonialmächte im 19. Jahrhundert mit dem Anbau von Tee versuchten, blieb die Pflanze auf diese Länder beschränkt.

Das Entstehen von Teekulturen
Die erste Teekultur entwickelte sich wohl im chinesischen Kaiserreich zur Zeit der Tang-Dynastie. Vorherige Zuschreibungen vom Gebrauch der Teeblätter können nicht eindeutig China zugeordnet werden, da das China, wie wir es heute kennen, als Reich der Han-Chinesen noch gar nicht existierte. Während der Tang-Zeit schrieb Lu Yu das erste Teebuch mit ausführlichen Anleitungen zum Aufgießen von Tee. Die nachfolgende Song-Dynastie überhöhte die Betrachtungsweise noch weiter und stellte den Genuss von Tee auf die gleiche Stufe wie den Genuss von Musik, Literatur und Theater. Da die Provinzen ihren Tribut an den Kaiserhof zum Teil in Form von Tee entrichten konnten, entstand ein regelrechter Wettbewerb um die höchste Form der Teeherstellung. Obwohl die buddhistischen Mönche die Teepflanze schon im 5. Jahrhundert nach Japan gebracht hatten, führte sie bis zum 8. Jahrhundert ein Schattendasein als Heilpflanze. Erst in der Heian-Periode (794 - 1185) entwickelte sich eine Teekultur mit festen Regeln für die Zubereitung und das Trinken. Diese sehr formalistische Zeremonie wird bis heute fast unverändert praktiziert.

Die Teepflanze und der Kolonialismus
Die weltweite Verbreitung der Teepflanze im 19. Jahrhundert ‚verdanken’ wir dem Kolonialismus. Die Engländer brachten die Teepflanze nach Indien, Sri Lanka und Kenia. Die Niederländer pflanzten sie in Indonesien und die Deutschen in Tansania an. Damit begann das Zeitalter der industriellen Teeherstellung. Hier ging es nicht um Teekultur, sondern um die massenhafte Produktion von ‚Schwarztee’ für die Heimatmärkte. Grundlage dafür legten die Briten, die Ende des 19. Jahrhunderts Teesamen aus China herausschmuggelten, diese im Botanischen Institut von Kalkutta anzogen und an den vorher gerodeten Hängen des Himalaya-Gebirges anpflanzten. Den vollständigen Schritt zur industriellen Produktion ging 1931 der Schotte William McKercher, der das sogenannte CTC-Verfahren entwickelte. Hier wird die Produktion weitgehend automatisiert und eine Art standardisierte Krümel produziert, die sich besonders für die in England populären Teebeutel eignen. In Afrika und Indien ist dies inzwischen die vorherrschende Produktionsweise. In Europa begann damit der Siegeszug des ‚schwarzen’ Tees, einer Sorte, die es bis dahin nicht gab. Eigentlich wollten die Briten den chinesischen ‚Hong Cha’ produzieren, was ihnen jedoch mangels Knowhow nicht gelang. Stattdessen kreierten sie durch Versuch und Irrtum eine neue Art Tee. Den schwarzen Tee!

Die Wiederentdeckung der Ur-Teepflanze
Inzwischen hat fast jedes teeproduzierende Land seine eigenen Züchtungen hervorgebracht, wobei das Hauptaugenmerk auf maximale Erntemengen gesetzt wurde. Ausnahmen sind hier die taiwanesischen und japanischen Züchtungen. Bei diesen geht es ausschließlich um das Aroma. In China selbst werden die klassischen Pflanzen, die im Laufe der Jahrhunderte für bestimmte Teesorten wie z. B. Long Jin, Bi Luo Chun oder Shui Xian gezüchtet, wurden weiter gehegt und gepflegt. Inzwischen werden auch die noch verbleibenden wilden Ur-Teepflanzen an der südchinesischen Grenze wieder kultiviert. In Nordvietnam werden diese in die Regenwälder ausgepflanzt, während in Laos die Samen der Ur-Teepflanze rund um die Dörfer auf Plantagen angelegt werden. Diese ‚wilden’ Teeblätter zeichnen sich durch einen deutlich höheren Gehalt an wertgebenden Inhaltsstoffen aus. Alleine der Polyphenolgehalt liegt um bis zu 85 % höher als bei Plantagenblättern. Auch in der Geschmacksqualität sind diese Tees denen aus neugezüchteten Sorten weit überlegen. Die Schwarztees sind wuchtig-malzig ohne zum Bittern zu neigen, die Grüntees komplex und fruchtig.

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